Das TAG in der Gumpendorferstraße lädt TheatertheoretikerInnen und PraktikerInnen um gemeinsam den Wert der Kunst festzumachen. Das das keine einfache Übung sein würde, war klar. Die ersten Veranstaltung begann deshalb einmal damit die Funktionen und Notwendigkeit des Theaters festzumachen. Dabei gab es wenig Diskussionsbedarf. Viel schwieriger ist es den Wert des Theaters für die Gesellschaft zu definieren.
Theater ist als Ort der öffentlichen Diskussion, der Bildung, der Avantgarde, als manchmal provokantes Konfliktfeld sinnhaft, da waren sich alle DiskutantInnen einig. Schwieriger die Frage wer den Wert für Kunst und Kultur festlegt und bezahlt.
Seit den 68er Jahren verlangen Intellektuelle und Künstlerinnen in Mitteleuropa, dass wir alle, der Staat also, das finanziert, was produziert wird. Weil es einen Wert hat für die Gesellschaft (s.o.). Braucht in einer moderne Mediengesellschaft aber das Theater als Diskursort noch? Sind nicht Fernsehen, Socialmedia etc. andere, schnellere , tw billigere und flexiblere Orte um eine kritische Öffentlichkeit zu formen? Einen Ort der Verhandlung, der zumindest im Fall der Socialmedia mehr Mitbestimmung ermöglicht als das in seiner Grundidee „aufklärerische Theater“? Oder brauchen wir das (freie) Theater heute vor allem nur noch als innovatorischen Motor um die schwerfälligeren „Großen“ frische Ideen zu beliefern – auch wenn sich die Künstlerinnen hier mittels Selbstausbeutung für die gute Sache ausbluten.
Schwierige Fragen, die allesamt leicht aufgeworfen sind, aber in einem Abend nicht zu lösen. Mit der Auftaktveranstaltung zeigt sich zumindest, dass es Diskussionsbedarf gibt. Und auch ausreichend Interessierte, die sich einbringen wollen. Noch sind wir in der Analysephase. Ein Konzept für die Zukunft, dass einerseits den künstlerischen Ansprüchen gerecht wird, das Überleben der Künstlerinnen sicherstellt und dennoch in Zeiten der Sparpolitik gesellschaftlich akzeptiert wird, kann nicht ohne sensible Umverteilung auskommen. Wie diese partizipativ und solidarisch und dennoch den meisten Bedürfnissen gerecht werden kann, muss noch weiter entwickelt werden. Der Beginn ist mir der Veranstaltungs-Reihe im TAG jedenfalls gemacht.
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