reden, ideen, transparenz

Monat: August 2015

Salzburger Wogen als Vorboten für Wiener Umwälzungen?

Egal wie die politisch man die Intervention der Bläser bei Jedermann in Salzburg diesen Sommer bewertet, was folgte gibt einen Vorgeschmack, wie sich Kulturpolitik sich verändern kann und wird, sollte die FPÖ auch anderswo – in Wien zum Beispiel – Regierungsverantwortung bekommen.

Das Zitat der Internationalen hat das Publikum so irritiert, dass sich die Festspielleitung gezwungen sah „klaren Tisch“ zu machen und sich jedweden politischen Aktionismus bei den Salzburger Festspielen zu verbieten. Auch wenn wir in keiner Diktatur leben, – für die Cornelius Obonya derartige Interventionen gerechtfertigt fände – kann man schon aus den Nachwehen zur kleinen Intervention ablesen, wie Kulturpolitik in Zukunft stattfände, wenn die FPÖ in Wien „an die Macht“ käme. Es wird sofort interveniert und die Festivalleitung muss innerhalb weniger Stunden „Ordnung“ schaffen. Was wird aus der Freiheit der Kunst?

Es geht mir weniger um die Form des „Protests“ der Musikerinnen, als vielmehr um die (Einfluss-)Strukturen, die hier offensichtlich werden. Innerhalb weniger Stunden

Blicken wir zurück: Kärnten 1999 unter Jörg Haider. Dieser bestellte sich selbst zum Kulturreferenten, setze die Kulturamtsleitung außer Kraft, und machte Kultur damit zur „Chefsache“ – unterstützt von Andreas Mölzer als Berater, entschied er ab nun was Kultur im Land Kärnten sei: viel zeitgenössischen Kulturschaffenden wurden nicht mehr gefördert. Das Landesbudget stieg in der Sparte Brauchtumpflege und Volkskultur innerhalb von 11 Jahren um 120%, während die Ausgaben für freies Theater konstant zwischen 0,54 und 0,99% der Landes-Kulturbudgets grundelten. Und das obwohl Kärnten ein fortschrittliches Kulturfördergesetz hatte, das 2009 gemeinsam mit den freien Gruppen ausverhandelt worden war. Es wurde nicht exekutiert.

Insgesamt stieg das Kultur-Budget von 19 Mio im Jahr 2000 auf 37 Mio im Jahr 2011. Investiert wurde davon in Großevents und die Wörtherseebühne, die kleineren Kulturinitiativen erfuhren keine Erhöhungen.

Auf Wien umgelegt muss man wohl davon ausgehen, dass – in Anbetracht der angespannten Budgetsituation – mit massiven Kürzungen gerechnet werden kann. Abgeleitet aus dem FPÖ agieren auf Bezirksebene, müssen wir uns dann wohl auf Volksfeste, Blasmusik und Traditionspflege einstellen.

Von innovative Projekte, sozialkritische Auseinandersetzung, Inklusion in den Kulturbetrieb von allen, die hier leben, können wir dann allerhöchstens träumen.

 

Es gibt bislang kein dezitiertes Kulturprogramm der FPÖ für Wien, hier deshalb nur ein Auszug aus ihrem Parteiprogramm von 2011, der recht allgemein bleibt:

Unsere abendländische Kultur ist reichhaltig und vielfältig. Sie verbindet die europäischen Kulturnationen. Der Erhalt unserer Kulturdenkmäler hat dabei für uns hohe Bedeutung.

Es gilt, ausgehend vom hohen erreichten Niveau, die freie Weiterentwicklung unserer eigenen Kultur zu ermöglichen und unsere Muttersprache als wichtigstes kulturstiftendes Element zu schützen.

Hauptaufgabe der Kulturpolitik ist die Förderung der Weiterentwicklung des kulturellen Reichtums unserer Gesellschaft. Dabei hat die Politik lediglich die Rahmenbedingungen zur Gewährleistung der Freiheit und Vielfalt der Kunst zu schaffen, da sich diese Vielfalt durch individuelle künstlerische Leistung entwickelt.“

aus der Serie #kulturspots: im Philogreissler gibt’s Ideen für den täglichen Gebrauch

„Ein Lokal, in dem man sich abseits vom Akademischen mit Philosophie befasst, hat in Wien gefehlt“, meinte Gerd Fraunschiel, und da begann er vor zwei Jahren, nach dem Vorbild der Londoner School of Life, erste Gedanken zu einem philosophischen Concept Store zu spinnen. „Wichtig in der heutigen Zeit ist, seiner Idee treu zu bleiben und Geduld haben. Man hat eine Vision und eine Vorstellung von etwas und da will man schnell hin. Hier hilft ein Plan, an den man sich halten kann.“

Inzwischen ist der Plan Realität geworden: man sitzt beim „Philogreissler“  bei Kaffee und Kuchen mit den großen Denkern auf Augenhöhe – beinahe lebensgroße Poster von Nietzsche oder Schopenhauer kleben neben den Stühlen und Sofas an der Wand und geben Inspiration, um über die Welt zu sinnieren.

Und außerdem gibt’s Bücher. Auf den Wänden. in großen Regalen und auf breiten Tischen liegen sie zum Verkauf. Thematisch geordnet für Philosophie-Einsteiger bis Fortgeschrittene. Dazu gibt es Bleistifte, Magazine und schöne Hefte. An einem Ende des 70 Quadratmeter großen Raumes steht eine Kaffee-Bar mit einer alten Registrierkassa, einer edlen Kaffeemaschine und selbst gebackenen Torten.

Natürlich wird auch öffentlich geredet und gedacht im Philogreissler: alle Hinweise auf Veranstaltungen finden sich nicht nur auf deren Website sondern auch im Facebook. Man kann sich aber auch einfach nur so hinsetzen und Kaffeetrinken und sich inspirieren lassen ….

Philogreissler 2

 

 

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